Operntage in Kuressaare

In Estland wird klassische Musik großgeschrieben und estnische Sänger, Musiker und Dirigenten sind überall auf den Bühnen der Welt zu Hause. Wie überall auf Erden sind daher Musikfestivals in Estland sehr beliebt.

Eine besondere Attraktion ist das hochklassige Opern-Festival in Kuressaare, das alljährlich gegen Ende Juli stattfindet, wenn die Nächte angenehm lau sind und noch immer faszinierend hell.

Das besondere Ambiente im Hof der mittelalterlichen Bischofsfestung Kuressaare auf der Insel Saaremaa und das Flair milder estnischer Sommernächte zaubert eine magische Stimmung über die Veranstaltung.

Die Insel Saaremaa

Saaremaa wird auch Ösel genannt und ist die größte Insel Estlands. Die rund 40.000 Einwohner verteilen sich auf eine Größe, die etwa der des Saarlands entspricht. Tausend Kilometer lang ist die vielfältige Küste von Saaremaa. Etliche Halbinseln und Buchten prägen den Küstenverlauf. Am ausgeprägtesten ist die Landzunge Sõrve, die sich im Südwesten der Insel fast 30 Kilometer weit in den Meerbusen von Riga hinausstreckt. Spektakulär ist der Blick vom 50 m hohen Leuchtturm am äußersten Ende der schmalen Halbinsel. Das Inselinnere lockt mit vielen Seen und üppigem, artenreichen Bewuchs dank des milden maritimen Klimas und des kalkreichen Bodens. Der Tisch der Natur ist reich gedeckt für die Tausende Zugvögel, die jedes Jahr auf Saaremaa rasten und sich stärken. So gibt es immer auch viel zu entdecken neben dem Opernfestival.

Kuressaare, die Hauptstadt von Saaremaa

Kuressaare, auch Arensburg genannt, ist die Inselhauptstadt und das Touristen-Mekka von Saaremaa. Da die kleine 14.000-Einwohnerstadt schon seit 1840 ein beliebter Kurort ist, hat Kuressaare eine gewachsene touristische Infrastruktur, die nichts zu wünschen übrig lässt. Dazu gilt es die mächtige Bischofsburg aus dem 13. Jahrhundert zu erkunden, das kulturhistorische Highlight in Kuressaare. Sie steht im Stadtpark und ist die einzige unversehrt erhaltene mittelalterliche Burganlage im ganzen Baltikum. Nach einer groß angelegten Sanierung und Restaurierung ist sie heute Sitz des Museums, das über die Insel- und Stadtgeschichte informiert, spannen sind auch die Folterkammer-Ausstellung und die Verliese der Burg.

Vor allem aber kulturelle Ereignisse mit den dazugehörigen Musikveranstaltungen und Märkte sind es, die jedes Jahr mehr Besucher auf die Insel bringen, ob es die Radtour ist, die Saaremaa-Rallye, die Schlosstage oder das Meeresfestival. Der kulturelle Höhepunkt aber ist das Opernfestival in Kuressare, das im Innenhof der historischen Bischofsburg stattfindet.

Das Opernfestival in der Bischofsburg Kuressaare

Seit 1999 existiert nun bereits das in Estland bescheiden „Operntage“ genannte Opernfestival von Saaremaa, das immer im Hof der mittelalterlichen Feste Kuressaare stattfindet. Dort haben gut 2.000 Zuschauer Platz.

Dafür ist in der Stadt immer die dritte Juliwoche reserviert. Bei diesen Operntagen haben nicht nur Ensembles aus dem Baltikum wie von der Lettischen Nationaloper, dem Litauischen Opern- und Ballett-Theater und den Estnischen Opernhäusern in Tallinn und Tartu gastiert. Sehr bald gaben sich auch Künstler von bekannten Operntheatern wie aus Moskau und St. Petersburg, von der Finnischen Nationaloper, sowie Ensembles und Solisten aus Deutschland die Ehre.

Besonders seit Arne Mikk die künstlerische Leitung des Festivals 2008 übernahm, konnte der ehemalige Sänger, spätere Regisseur und künstlerische Direktor der Estnischen Nationaloper seine guten internationalen Kontakte immer wieder nutzen, um Künstler aus aller Welt für Kuressaare zu gewinnen.

Heute ist nicht nur die Bischofsburg Veranstaltungsort für Aufführungen im Rahmen der Operntage.

Auch andere Aufführungsorte wie das Stadttheater oder kleinere Kirchen wie die St. Laurentius-Kirche werden genutzt. Dort gab es 2014 eine berührende Aufführung von Mozarts Requiem mit dem Estnischen Philharmonischen Kammerchor und dem Tallinn Kammerorchester, sowie einem Quartett estnisch-ukrainischer Sänger.

Immer wieder erlebt der Zuschauer in Kuressaare interessante Operninszenierungen, wie 2015 Madam Butterfly, Rigoletto und der Barbier von Sevilla sind, waren es im Vorjahr 2014 Don Carlos, Eugen Onegin und Norma.

Auch die bekanntesten estnischen Sänger wie die estnische Mezzosopranistin Annely Peebo von der Wiener Volksoper sowie der selbst von der Insel Saaremaa stammende Bassist Ain Anger von der Wiener Staatsoper sind immer wieder als Gesangssolisten bei den Operntagen auf der Bühne zu bewundern. Ain Anger war 2014 zudem auch als Leiter einer Meisterklasse tätig.