Eisangeln auf dem Peipussee

Die rund 1.400 Seen und Flüsse im Baltikum sind fischreich und bieten anglerisches Neuland – ganz besonders in Estland. Kein Wunder, dass Estland ein Dorado für Angler ist. Doch gibt es dort weniger eingefleischte Sportangler. Geangelt wird dort seit Urzeiten zur Nahrungsgewinnung und das ist bis heute der Hauptgrund geblieben: Man angelt um der Familie und Freunden leckeren, frischen Fisch auf den Tisch bringen zu können. Eine besondere Tradition in Estland hat das Eisangeln im Peipussee.

Das Revier Peipussee

Der Peipussee ist der größte See Estlands und gleichzeitig der fünftgrößte Binnensee Europas. Mit seinen 3555 Quadratkilometern Fläche ist der Peipussee ungefähr siebenmal so groß wie der Bodensee. Das estnische Ufer des je etwa zur Hälfte zu Russland und Estland gehörenden Gewässers ist 174 Kilometer lang. Zwar hat der See 30 kleine Zuflüsse mit dem Grenzfluss Narva aber nur einen Abfluss, der bei Narva in die Ostsee führt. Für einen so großen Binnensee ist die mittlere Tiefe von 7,10 Metern recht gering. Die tiefste Stelle liegt im Pleskauer See, dem südlichsten Teil des Sees in Russland. Berücksichtigt man die Lage hoch im Norden und weit im Osten ist der Peipussee ein relativ warmes Binnengewässer und zugleich Estlands fischreichster See. Auch die Berufsfischerei ist hier mit einer Fangquote von rund 10.000 Fangtonnen Fisch pro Jahr stark vertreten.

Eisangeln in Estland

Der Peipussee friert im Winter meist komplett zu. Dann beginnt die Zeit des Eisangelns, einer alten estnischen Tradition. Hauptsächlich auf Stinte, Barsch und Quappen geht der Eisangler im Winter auf dem Peipussee. Früher ging man entweder zu Fuß aufs Eis oder man bewegte man sich mit dem Tretschlitten auf dem Eis vorwärts und hatte einen von Hand betriebenen Eisbohrer dabei. Man bohrte ein Loch ins Eis, die Wuhne. Ist das Eis im Frühjahr schon so dünn, dass man problemlos mit einem Eispickel ein Loch hineinschlagen kann, wird es langsam gefährlich, nicht selten brechen Eisangler dann ein. Ist das etwa 15 cm große Loch fertig, und die Angel im Einsatz, heißt es Geduld zu haben. Ab und zu wird sich bildendes neues Eis mit der Eiskelle herausgefischt. Doch meistens geht es schnell und nicht selten beträgt nach einem Eisangeltag die Ausbeute zehn und mehr Kilo Fisch.

Eisangeln auf dem Peipussee heute

Der moderne Eisangler hat eine Menge an hochspezialisierter Ausrüstung dabei: eine Zitterangel, verschiedene spezielle kurze Ruten und Köder je nach Fischart, die gefangen werden soll. Dabei darf natürlich die passende, vor allem gegen die Kälte schützende Funktionsbekleidung inklusive Stiefel nicht fehlen. Man kann sich das Leben beim Eisangeln auf dem Peipussee auch leichter machen, mit einem motorbetriebenen Eisbohrer zum Beispiel. Wer es sich irgend leisten kann in Estland, geht zum Eisangeln nicht zu Fuß auf den Peipussee, auch nicht mit dem Tretschlitten – man ist motorisiert.

Die Eisautos auf den Peipussee

Heute fahren die Esten nämlich auf den zugefrorenen See, doch nicht etwa mit dem Motorschlitten wie Amerikaner und Kanadier, auch nicht mit einem normalen Auto. Die Esten und Russen am Peipussee bauen sich zu diesem Zweck alte Autos – vornehmlich Geländewagen – zu ganz speziellen Fahrzeugen um. „Karakatitsa“, auf Deutsch Tintenfisch werden die umgebauten Fahrzeuge dann genannt, hochbeinig und mit riesigen Ballonreifen ausgestattet, bei denen zum Befahren des Eises noch Luft abgelassen wird, damit der Auflagequerschnitt weiter vergrößert und der Reifen weicher wird. Damit wird das Eisangeln zum komfortablen Vergnügen, hat man doch die beheizbare rollende Hütte zum Aufwärmen gleich mit dabei.

Ob nun ganz klassisch mit handbetriebenem Eisbohrer, Heißgetränk, Angel und Hocker oder bequemer mit der Karakatitsa, Eisangeln in Estland ist außergewöhnlich. Aber wirklich passionierte Angler sind ja immer auf der Suche nach neuen Revieren und anglerischem Neuland bei ihren Reiseplänen. Eine Winterreise nach Estland zum Peipussee um das Eisangeln kennenzulernen, ist eines der letzten Abenteuer in Europa. Wir helfen Ihnen dabei, Ihr Eisangelabenteuer zu realisieren.