Der Aukštaitija-Nationalpark in Litauen

Litauen ist ein Paradies für die Naturliebhaber unter den Urlaubern. Das südlichste der drei baltischen Länder kann mit gleich fünf Nationalparks aufwarten. Der bekannteste dieser besonders geschützten nationalen Landschaften ist sicher der Nationalpark Kurische Nehrung mit seiner einmaligen Dünenlandschaft im Südwesten Litauens. Doch nicht nur dieser Nationalpark kann auf der erweiterten Individualreise „Litauen zum Kennenlernen“ erkundet werden, denn bei dieser Individualreise ist genügend Zeit eingeplant ganz nach individuellen Vorlieben auf Entdeckungsreise zu gehen.

Der ganz im Nordosten Litauens im Dreiländereck Lettland-Weißrussland-Litauen gelegene Nationalpark Aukštaitija ist mit einer Fläche von 40.574 ha der zweitgrößte und mit dem Gründungsjahr 1974 der älteste Nationalpark des Landes. Schon seit 1960 war die Region ein botanisch-zoologisches Schutzgebiet.

Benannt ist der Nationalpark in Oberlitauen nach dem historischen Namen der Region Aukschtaitien, in litauischer Sprache Aukštaitija. Diese Bezeichnung wiederum geht auf den litauischen Volksstamm der Aukschtaiten zurück.

Erstmals erwähnte Peter von Dusburg, der Chronist des Deutschen Ordens in seinem Hauptwerk „Über die prussischen Lande“ (Chronicon terrae Prussiae) im Jahr 1294 die Region als Austechia, terra regis Lethowie („Aukschtaitien, Land des Herrschers von Litauen“). Großfürst Gediminas von Litauen, unter dessen Herrschaft ab 1316 Litauen zur Großmacht aufstieg, nennt im Friedensvertrag vom 2. Oktober 1323 von Vilnius zwischen Litauen und dem Deutschen Orden seine Landgebiete Auschtaitien und Sameiten – lant to Eusteythen unde Sameyten.

Der Nationalpark Aukštaitija ist eingebettet in die seen- und waldreiche Region Oberlitauen, so besteht denn auch 15 % der Nationalparkfläche aus 126 Seen, die meist durch Flüsse und Kanäle miteinander verbunden sind und ein Netz von 70 Kilometern an Wasserwegen bieten. Immer mehr spricht sich daher unter Natururlaubern herum, dass gerade dieser Nationalpark ein überaus lohnendes Ziel ist und das ganz besonders für Kajak- und Kanusportler. Boote können übrigens im Informationszentrum in Paluse ausgeliehen werden. Dort berät man Gäste gern über Wanderwege und Naturlehrpfade. Paluse ist daher ein ausgezeichneter Startpunkt für die Erkundung des Nationalparks. Und wenn man schon einmal in Paluse ist, sollte man die malerische kleine Holzkirche nicht versäumen.

Und wer unterwegs Hunger bekommt, sollte unbedingt bei Romnesa Ignalina den frisch auf einer rotierenden Stange gebackenen Sakotis kosten, der auch Baumkuchenis genannt wird, eine auch in Deutschland bekannte süße Sünde.

Der größte Teil der Nationalparkfläche ist bewaldet, sogar ein Urwald kann erkundet werden, der Azvinka-Wald mit einem Baumbestand, zu dem über 200 Jahre alte Kiefern und Eichen gehören. Im Nationalpark Aukštaitija findet der Besucher vielfältige Landschaften, neben den urwüchsigen Wäldern, Seen und Flüssen finden sich auch Moore, Heideflächen und weite Wiesen. Über 200 Vogelarten und rund 60 verschiedene Säugetierarten sind dort beheimatet, darunter Elche, Wölfe und Luchse. Alles ist eingebettet in eine sanfte eiszeitliche Hügellandschaft.
In den alten Dörfern Salos, Vaisnoriskiai, Strazdai und Suminai scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Dort findet der Besucher noch malerische Holzhäuser mit bunten Vorgärten und Trinkwasserbrunnen sowie historische Wassermühlen. Die schönste dieser Wassermühlen steht in Ginuciai. Von der langen Geschichte der Besiedelung dieser Region zeugen steinzeitliche Siedlungen sowie Hügelgräber.

Einige der Dörfer wie Vaisnoriškė stehen unter Denkmalschutz. Den strengsten Schutzstatus haben die Orte Salos II und Varniskės II, die wie zufällig noch bewohnte Freilichtmuseen wirken und die ähnlich wie Museumsdörfer Geschichte lebendig werden lassen. Am schönsten gelegen ist Salos II, das auf einer Insel in der Nähe der höchsten Erhebung des Parks, dem Ladakalnis liegt. Von dort oben hat man einen wunderbaren Blick über die Nationalparklandschaft. In Stripeikiai befindet sich eines der besten Imkereimuseen Europas, das von einem schönen parkähnlichen Gelände umgeben ist. Das Heimatmuseum im benachbarten Reskutenai mit seinen rund 2.000 Exponaten informiert über die Geschichte und die Lebensweise der Menschen in der Region Oberlitauen.