Die Burganlage von Trakai

Die Wasserburg von Trakai ist eines der bekanntesten Bilder, die beim Gedanken an Litauen hochkommen. Kein Wunder, ist Trakai doch eine der am meisten abgebildeten Sehenswürdigkeiten im ganzen Baltikum. Kaum eine Reise ins Baltikum und nach Litauen kommt ohne diese kulturhistorisch einmalige Sehenswürdigkeit aus. Auch die Individualreise „Litauen zum Kennenlernen“ lässt genügend Zeit und Raum für die Besichtigung.  Malerisch auf einer Insel ist die Burg in eine Seenlandschaft eingebettet und vom Galvėsee umschlossen, wie die Litauer es gern verkürzen. Genau aber ist die Burg-Insel vom Galvėsee, dem Lukasee und dem Totoriskessee umgeben. Diese Lage macht die Burganlage von Trakai zu einem ausgesprochenen Hingucker.

Doch nicht nur die im 14. Jahrhundert erbaute Burganlage, auch die kleine Stadt Trakai die nur 30 Kilometer westlich von Vilnius liegt ist eine Stippvisite wert, schließlich war sie eine der ersten Hauptstädte Litauens. Die Landschaft um Trakai ist geprägt von einer Seenplatte von über 200 Seen. Bekanntester und mit seinen 21 Inseln schönster See ist der Galvesee mit einer Fläche von 3,88 km² und einer maximalen Tiefe von 46 Metern.

Trakai – Geschichte einer Stadt

Tatsächlich ist Trakai bedeutend für die Geschichte Litauens, gilt die Stadt doch als die Wiege Litauens und war zudem von 1316 bis 1323 Hauptstadt des Großfürstentums Litauen. Wie der Gründungsmythos berichtet, war der Legende zufolge Großfürst Gediminas auf der Jagd, und fand im Wald einen schönen Hügel mit guten Überblick. Er beschloss, hier seinen Fürstensitz zu bauen und ließ schließlich die Hauptstadt hierher verlegen.

Tatsächlich war das 13. und 14.Jahrhundert eine kriegerische Zeit und Litauen musste sich gegen den Deutschen Orden zur Wehr setzen. Deshalb wurde im 14. Jahrhundert eine steinerne Burg als Ersatz für die alte Holzfeste im alten Trakai erbaut. Sie wurde schon Ende des 14. Jahrhunderts zerstört. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dort in der Nähe der Überreste eines Benediktinerklosters eine neogotische Kirche erbaut. Das neue Trakai liegt knapp drei Kilometer von der Burganlage und dem alten Trakai entfernt. Die Lage des alten Trakai zwischen all den Seen machte eine nötige Erweiterung am alten Ort unmöglich.

Die Stadt ist ganz einzigartig am See auf einer langen Halbinsel gelegen und verfügt wie jede Stadt über Straßen. Dazu tut sich im Winter, wenn die Seen zugefroren sind, ein weiteres Verkehrsnetz auf. Bekannt ist Trakai für seine vielen alten Holzhäuser, welche die gesamte alte Holzarchitektur gut erkennen lassen. Stadtzentrum ist der Marktplatz mit seiner in einer Kapellensäule stehenden Skulptur des Heiligen Nepomuks aus dem 18. Jahrhundert, der Schutzpatron der Fischer ist. Markant ist das einst von Dominikanern erbaute blaue Gebäude der einstigen Post, in dem heute die Verwaltung des Historischen Nationalparks Trakai untergebracht ist. Der Nationalpark schützt das kulturelle Erbe der Region Trakai und betreibt hier ein Museum.

Die Marienkirche wurde bereits 1409 von Großfürst Vytautas gestiftet und diente als Teil der Stadtbefestigung auch dem Schutz der Stadt. Die ursprünglich im gotischen Stil erbaute Kirche wurde im 17. und 18. Jahrhundert barock umgebaut. Bekannt im Inneren ist das Bildnis der „Gottesmutter von Trakai“. Es soll schon im 12. Jahrhundert in Konstantinopel entstanden sein. Man nimmt heute an, dass das Bild im 12. Jahrhundert in Konstantinopel gemalt wurde und Großfürst Vytautas es Ende des 14. Jahrhunderts als Geschenk erhielt. Doch erst 1718 wurde die Marienfigur des Bildnisses mit einer goldenen Krone zur Schutzheiligen Litauens gekrönt, die ein Geschenk des Papsts Clemens XI. war.

Multiethnisches Trakai

Trakai war in seiner Geschichte immer multiethnisch geprägt, denn dort lebten Litauer, Juden, Polen, Russen, Deutsche, Tataren und Karaimen friedlich zusammen. Historisch besonders interessant macht Trakai in der Bevölkerungsstruktur vor allem die kleine Minderheit der Karaimem (Karäer), die Großfürst Vytautas im 14. Jahrhundert in Trakai und Umgebung ansiedelte. Sie sind ein Turkvolk und sprechen eine eigene Sprache aus der westtürkischen Sprachfamilie. Das Besondere an dieser Minderheit ist die Kombination aus Turksprache und jüdischem Glauben. Glaube und religiöse Praktiken sind vollkommen einzigartig und eigenständig. Sie unterscheiden sich vom klassischen rabbinischen Judentum und jeglichen anderen jüdischen Strömungen. Die Herkunft der Karaimen ist bis heute nicht wirklich geklärt.

Ihr kultureller Einfluss aber hat bis heute in Trakai Spuren hinterlassen. Das betrifft nicht nur die charakteristischen Holzhäuser, sondern auch die Küche der Region. Das traditionelle Stadtviertel der Karaimen und Tataren ist der Norden von Trakai und wurde „Kleine Stadt“ genannt. Alle diese einstöckigen Holzhäuser stehen mit dem Giebel zur Straße. Die Front hat traditionelle drei Fenster, eins für Gott, eins für den Großfürsten Vytautas und das dritte Fenster für den Eigentümer. Auch die karaitische „Kenessa“ ist dort an der Karaimu gatve zu finden. Sie ist eine Art Synagoge, dort wird stehend in Richtung Süden gebetet. Heute hat die Samtgemeinde Trakai rund 36.000 Einwohner, 5.266 davon in der Stadt. Unter ihnen sind 53% Litauer, 33% Polen, 8,5% Russen, 2,3% Weißrussen und 0,2% Karaimen.

Das Burgensemble von Trakai

Der Ort Trakai liegt auf einer lang sich von Nordwest nach Südost erstreckenden Halbinsel im Galvesee. Etwa auf der Mitte der Halbinsel gegenüber liegt auf einer kleinen Insel die berühmte Wasserburg Trakai. Ursprünglich gab es in Trakai zwei Burgen, die heute berühmte Wasserburg auf der Insel und eine zweite Burg auf der Halbinsel. Heute führt eine Brücke direkt zum Torhaus in der äußeren Festungsmauer der Inselburg. Diese äußere Mauer war mit Wehrgängen und drei runden Ecktürmen gesichert.

Die Inselburg in Trakai

Die Fundamente der Wasserburg Trakai wurden aus Feldsteinen errichtet, alle Wände aus Backsteinen. Die Wasserburg ist heute streng genommen keine Wasserburg mehr. Der tiefe Burggraben trennte die Hauptburg von der großen Vorburg, in der sich die Kasematten für die Burgmannschaften befanden. Von der Hauptburg führte eine Zugbrücke über den Burggraben. Der Burggraben aber ist ausgetrocknet. Er wurde durch den See gespeist, dessen Wasserspiegel sich jedoch so weit senkte, dass der Graben trocken fiel.  Der innere Bereich war durch einen weiteren heute ebenfalls trocken gefallenen Graben gesichert und liegt auf einem durch eine Brücke erreichbaren erhöhten Plateau. Der innere Bereich ist durch eine zweite Mauer gesichert. Er wird dominiert von dem hohen eckigen Wohn- und Wehrturm. Die beiden Hauptgebäude des inneren Bereichs sind symmetrisch angeordnet.

Die Wasserburg wurde 1655 bei einem russischen Angriff zerstört und erst im 20. Jahrhundert wieder restauriert. Sie beherbergt heute in den Hauptgebäuden ein Museum, in dem die Geschichte des Großfürstentums und der Stadt Trakai aufgearbeitet ist sowie über die Karaimen informiert wird.

Die Halbinselburg

Die zweite Burg von Trakai wurde auf einer in den See hinaus reichenden Vorwölbung der Halbinsel weiter südöstlich erbaut, und wird zur Unterscheidung Halbinselburg genannt. Sie ist heute eine Ruine. Auch diese wohl 1350-1370 erbaute Halbinselburg war eine Wasserburg, denn sie war vom neuen Trakai durch einen breiten Graben abgeschnitten. Auf der Halbinselburg wurden unter anderem die Gäste des Großfürsten untergebracht. Auch die Halbinselburg wurde 1655 bei dem russischen Angriff zerstört. Anders als die Wasserburg aber wurde sie  jedoch nicht wieder aufgebaut.