Judentum im Baltikum

Das Baltikum war zweifellos historisch eines der großen geistig-kulturellen Zentren des europäischen Judentums. Doch waren die Entwicklungen in den drei baltischen Ländern Litauen, Lettland und Estland historisch bedingt sehr unterschiedlich.

Jüdisches Leben in Litauen

Litauen war in seiner Geschichte im besonderen Maße eine Hochburg jüdischer Besiedlung, Gelehrsamkeit und Kultur. Die ersten Juden wanderten im frühen Mittelalter aus dem Südosten in den Raum des späteren Großfürstentums Litauen ein. Erste Zuwanderungen aschkenasischer Juden aus den Gebieten des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation in die baltischen Territorien gab es ob der Judenverfolgungen, Massaker und Austreibungen während der Kreuzzüge und der Pestepidemien schon gegen Ende des 11. Jahrhunderts.

Eine verstärkte Zuwanderung von Juden und eine Bildung von jüdischen Gemeinden erfolgten ab dem 14. Jahrhundert.  Die noch heidnischen litauischen Fürsten zeigten sich nämlich religiös sehr tolerant.  Das blieb nicht nur in den Zeiten des Großfürstentums Litauen so, sondern galt auch für die Zeiten der litauisch-polnischen Personalunion und die anschließende Realunion. Die jeweiligen Herrscher förderten die jüdische Ansiedlung, schätzten sie doch die Kenntnisse und Kontakte, von denen sie sich einen Entwicklungsschub für Litauen erhoffte.

Die Zahl der Einwanderer und jüdischen Gemeinden stieg an, die Gemeinden erhielten eine für die damalige Zeit sehr weitgehende Autonomie. Bis zum 18. Jahrhundert war Litauen zu einem kulturellen und geistigen Zentrum des Ostjudentums mit dem Mittelpunkt Wilna (Vilnius) herangewachsen. Vilnius wurde zum „Jerusalem des Ostens“ oder „Jerusalem des Nordens“. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs konnten sich jüdisches Leben und jüdische Gelehrsamkeit relativ frei entfalten.

Vor Kriegsbeginn lebten rund 200.000 Juden im Gebiet des heutigen Litauens, mehr als eine Million lebte im Raum des einstigen historischen Territoriums von Litauen.

In Vilnius waren vor dem Krieg 28% der Einwohner also etwa 55.000 Menschen jüdisch und stellten die größte Bevölkerungsgruppe dieser multikulturellen Stadt dar. Doch die Idylle trog. Im Juli 1941 rückte die deutsche Wehrmacht in die damalige Litauische SSR ein. Die jüdischen Einwohner, die nicht rechtzeitig ins Innere der Sowjetunion fliehen konnten, waren den Übergriffen der litauischen Bevölkerung und der deutschen Einsatzgruppen schutzlos ausgeliefert. Nicht wenige Litauer kollaborierten mit den deutschen Besatzern und nahmen aktiv an den fast sofort einsetzenden Pogromen und Massenerschießungen, denen bis November 1941 rund 175.000 Menschen in Litauen zum Opfer fielen, darunter etwa 80.000 Juden. Die Juden, die diese Erschießungsaktionen überlebt hatten, wurden in den Ghettos Vilnius, Kaunas, und Šiauliai (Schaulen), sowie andere kleinere Ghettos eingepfercht.
Noch im Sommer 1941 war mit der Einrichtung des Ghettos Vilnius begonnen worden, welches das Judenviertel innerhalb der Altstadt umfasste. In der „Großen Provokation“ wurden die Häuser von den bisherigen Bewohnern geräumt. Dabei wurden 3.700 Juden die nicht im Besitz einer Arbeitsbescheinigung waren, in Ponar erschossen. Am 6. September wurden 29.000 Juden in das Große Ghetto getrieben und etwa 11.000 in das Kleine Ghetto, das für Alte und Arbeitsunfähige vorgesehen war. Immer wieder kam es nun zu Massenerschießungen in Ponar, bis Oktober 1941 starben so über 10.000 Juden. Im September 1943 wurde das Ghetto geräumt, die noch lebenden Juden nach Lettland und Estland deportiert.
Die hundert Synagogen von Vilnius waren einst bedeutende Glaubens- und Gelehrsamkeitszentren des Ostjudentums, nur eine überstand den Holocaust. Das jüdische Museum in Vilnius informiert über das Leben, die reiche Kultur und Gelehrsamkeit der litauischen Juden. Sie interessieren sich für das jüdische Leben in Vilnius? BALTIKUMREISEN organisiert jüdische Themenstadtführungen in Vilnius, fragen Sie bitte bei Interesse unter: info(at)baltikumreisen.de an.

In Kaunas am Zusammenfluss von Memel und Neris lebten 1939 rund 40.000 Juden, die ein Viertel der Stadtbevölkerung ausmachten. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion wurde auch Kaunas binnen weniger Tage besetzt. Noch bevor sich die deutsche Besatzungsmacht unter SA Brigadeführer Hans Cramer etabliert hatte, begannen litauische Nationalisten Jagd auf Juden zu machen. Cramer ließ im Stadtteil Slobodka ein Ghetto einrichten, in dem sich rund 30.000 Juden befanden, von denen 3.000 bereits in den ersten beiden Monaten ermordet wurden. Der „großen Aktion“ im Oktober 1941 fielen weitere 9.000 Juden zum Opfer. Die noch Lebenden mussten Zwangsarbeit leisten. Auf einen Himmler-Befehl hin wurde das Ghetto Kaunas mit einigen kleineren Außenlagern zum KZ Kauen umgestaltet, in das 4.000 Gefangene deportiert wurden, 2.800 dieser Gefangenen kamen im Oktober 1943 in estnische Arbeitslager. Die letzte große Mordaktion erfolgte im März 1944, als 1.800 Juden ermordet wurden. Als die Front sich im Sommer 1944 näherte wurden die meisten Häftlinge ins KZ Stutthof bei Danzig verbracht. Als die Rote Armee das KZ Kauen am 1. August 1944 befreiten, lebten dort noch 90 Gefangene.

Historiker schätzen, dass nur etwa acht Prozent der litauischen Juden den Holocaust überlebt haben. Über 90% der jüdischen Litauer wurden vor allem von Deutschen aber auch von litauischen Helfern im Holocaust ermordet.

Jüdisches Leben in Lettland

Anders als in Litauen waren Juden in den heute lettischen Territorien des Deutschordensstaates und der Livländischen Konföderation unerwünscht. Eine Verordnung des Ordenshochmeisters Siegfried von Feuchtwangen aus dem Jahr 1309 belegt das. Einerseits sah der religiös orientierte Orden in den Juden „Christusmörder“, andererseits fürchtete man die Konkurrenz jüdischer Händler. Das galt auch für das 1201 gegründete Riga. Auch dort durften sich Juden nicht niederlassen.

So beginnt die Geschichte der Juden in Lettland erst im 16. Jahrhundert, als sich erstmals Juden in größerer Zahl in Kurland und Lettgallen ansiedelten. Johann von Münchhausen, der Bischof von Kurland hatte die Juden zur Ansiedelung eingeladen um Handel und Gewerbe zu fördern. Daraufhin entwickelte sich auch im heutigen Lettland eine eigenständige jüdische Kultur.

Doch hatten Juden in Kurland, Livland und Semgallen weiterhin einen schweren Stand. Als das nördliche Livland 1621 schwedisch und damit protestantisch wurde, gab es keine Toleranz mehr gegenüber Nichtchristen. Der Druck zur christlichen Taufe nahm zu, nur wenige mögliche Aufenthaltsorte gab es, die zugewiesen wurden.

Im Herzogtum Kurland und Semgallen wurde nach dem Unterwerfungsvertrag 1561 eine Obergrenze jüdischer Familien in Kurland festgelegt. Dennoch siedelten sich vermehrt aus anderen Teilen Europas vertriebene Juden in Kurland an. Im 18. Jahrhundert waren jüdische Handwerker und Händler in Kurland als Fachleute akzeptiert und lebten relativ toleriert inmitten der Letten und Deutschbalten.
In Lettgallen (Polnisch-Livland) siedelten sich im 16. Jahrhundert erste jüdische Familien bei Krāslava an. Sie waren vor Zar Iwan IV. aus Russland geflohen. Nach Pogromen in Weißrussland und der Ukraine nach dem Chiemielski-Aufstand wuchs dort die Zahl der jüdischen Flüchtlinge auf rund 2.000, die in Dünaburg und Krāslava in der Folge eigene Gemeinden gründeten. Von den kurländischen Juden unterschieden sie sich durch ihre Armut, die polnisch-jiddischen Sprache und die Religiosität.
Im Jahr 1721 kam das Terrain des heutigen Lettland zum russischen Zarenreich. Es gab restriktive Verordnungen gegen Juden, die auch Wirtschaft und Handel der gesamten Ostseeprovinz behinderten. Mehrfach appellierte die Stadt Riga an den Zarenhof, jüdischen Händlern doch den Aufenthalt zum Zwecke des Handels zu gestatten. Das änderte sich erst unter Zarin Katharina II., die Ansiedelungen zur Belebung des Handels gestattete. So erhielt 1785 das nur 30 Kilometer von Riga entfernte Schlock (Sloka) sowohl das Marktrecht als auch das Aufenthaltsrecht für Russen und Ausländer egal welcher Religion, so konnten sich dort auch Juden ansiedeln. In Riga wurde 1842 eine erste jüdische Gemeinde gegründet. Die dort in der Moskauer Vorstadt lebenden Juden waren eine sehr vielfältige Gruppe zu der deutsch sprechenden Intellektuelle genauso gehörten wie jiddisch sprechende Arbeiter. Nach der ersten Teilung Polens kam auch Polnisch-Livland 1772 mit seinen etwa 5.000 ansässigen Juden zum Zarenreich, die dort in mehreren Städten wie Dünaburg sogar die Bevölkerungsmehrheit stellten.

Unter Zar Alexander II. gab es zahlreiche Reformen, die auch die Lebenssituation der Juden entscheidend verbesserten. Die Industrialisierung brachte viele neue Unternehmen auch jüdischer Gründer und einen großen Arbeitskräftebedarf mit sich. So stieg auch die Zahl der Juden in der Region. Nach dem Attentat auf den Zaren von 1881 folgten zunehmend gegen Juden gerichtete repressive Gesetze und eine aufwallender Antisemitismus, besonders im Ersten Weltkrieg, als Juden als deutschfreundlich galten. In der Zwischenkriegszeit in der Republik Lettland hatten Juden wie andere ethnische Minderheiten eine weitgehende Autonomie. Der Antisemitismus aber blieb und änderte sich auch in Lettland von einer religiösen Motivation hin zu rassischer Begründung. Vor dem Krieg lebten rund 95.000 Juden in Lettland.

Die Sowjetunion besetzte Lettland 1940, jüdische und zionistische Organisationen wurden wie auch die Religionsausübung verboten. Stalins Schergen gingen noch im Sommer 1940 daran, die Elite Lettlands zu deportieren und zu töten, wovon auch weit über 1.000 Juden betroffen waren – 13% aller Verhafteten. Gleich zu Beginn des deutschen Feldzugs gegen die Sowjetunion wurde ganz Lettland bis Anfang Juli 1941 deutsch besetzt.

Der Wehrmacht folgte die Einsatzgruppe A der Sicherheitspolizei und des SD unter SS-Brigadeführer Walter Stahlecker. Diese Truppe hatte fast unbeschränkte Verfügungs- und Aktionsgewalt. Unverzüglich begann man mit den Massenerschießungen der jüdischen Bevölkerung. Auch Letten beteiligten sich daran. Schon Ende Juni 1941 wurde in Jelgava die erste 300 Mann starke lettische SD-Hilfseinheit unter Mārtins Vagulans gebildet. Diese Einheit allein tötete im Sommer 1941 in Zemgale an der ungefähr 2000 Juden.

Schnell entstanden nun lettische Selbstschutzeinheiten, die an Erschießungsaktionen teilnahmen wie im Juli 1941 im Wald von Biķernieki. Rund 4.000 Juden wurden dabei ermordet. Unmittelbar nach der Einnahme Rigas plante Stahlecker ein Pogrom. Der Lette Viktors Arājs tat sich dabei so sehr hervor, dass er eine bewaffnete Einheit zur Liquidation von Kommunisten und Juden aufstelle durfte, die als Kommando Arājs berüchtigt war.

Ähnlich ging es in Liepāja und Ventspils zu, wo schon in der ersten Besatzungswoche 1430 Menschen im Stadtpark erschossen wurden. Bald folgten zahlreiche Geiselmorde an Juden. Im September ermordete allein das Kommando Arājs rund 1.700 jüdische Männer. Im Dezember 1941 fand die Mordaktion am Strand von Šķēde statt, bei der 2.749 Juden von der deutschen Schutzpolizei-Dienstabteilung, der Lettischen Hilfspolizei des SD und dem lettischen Polizeibataillon 21 ermordet wurden. Unterdessen hatte die Einsatzgruppe 1b unter aktiver Mithilfe der lettischen Hilfspolizei über 10.000 jüdische Einwohner in Daugavpils ermordet.

Auf diese Weise wurden vom Einmarsch der Deutschen bis zum Oktober 1941 in Lettland insgesamt 35.000 Juden erschossen. Die danach noch lebenden jüdischen Letten wurden auf jede erdenkliche Weise beraubt, erniedrigt und der Tötung durch Zwangsarbeit zugeführt. Dazu wurden die Ghettos Riga, Dünaburg und später auch Libau eingerichtet. Schon am 30. November 1941 wurde das Ghetto Riga geräumt, nur 4.000 arbeitsfähige Juden blieben. Im Wald von Rumala wurden die übrigen 27.800 Juden erschossen. Nach einem weiteren Massaker bei Šķēde im Dezember meldete Stahlecker Ende 1941 die „Erledigung der Judenfrage in Lettland“ ans Reichssicherheitshauptamt in Berlin. In Lettland hatten nur 6000 arbeitsfähige Juden eine Gnadenfrist erhalten. Das jüdische Lettland existierte nicht mehr.

Heute ist die jüdische Geschichte Lettlands und Rigas nur noch im jüdischen Museum zu erleben. Das Museum informiert nicht nur über den Holocaust, sondern auch an das verlorene so reiche, bunte jüdisches Leben und die jüdische Kultur.

Jüdisches Leben in Estland

Seit dem 13. Jahrhundert waren die Esten im Norden durch Dänemark und im Süden durch den Deutschen Orden beziehungsweise den Schwertbrüderorden erobert und christianisiert worden. Der das einstige Territorium der Esten kontrollierende Schwertbrüderorden aber verbot jüdische Ansiedlung auf seinem Territorium. Daher wurde ab dem 14. Jahrhundert nur von einzelnen Juden berichtet, die im Raum des heutigen Estlands lebten.

Erst das Edikt des russischen Zaren Alexander II. von 1865, das Juden erlaubte, sich in Estland niederzulassen, gab etwas Sicherheit für Juden und erst nun erfolgte eine vermehrte und dauerhafte Ansiedlung. Die ersten jüdischen Siedlungen gründeten Handwerker, sowie einst von Zar Nikolai I. für 25 Jahre in die Zarenarmee gezwungenen und Kantonisten genannten Soldaten. Weitere Siedler kamen aus Kurland und Litauen nach Estland. In Tallinn wurde die jüdische Gemeinde bereits 1830 gegründet, in Tartu erst 1886. Zu dieser Zeit wurden zahlreiche jüdische Schulen gegründet. In der Folge wurden nicht mehr nur Gebetshäuser gebaut und Gemeinden gegründet. Ein wichtiger Schritt in Richtung Bildungsbürgertum war für viele Juden das Jahr 1884, in dem Juden das Studium an der Universität Tartu erlaubt wurde. Bald gab es akademische Zirkel und einen Theaterverein. 1892 wurden nach Pogromen in ganz Russland die Rechte der Juden in den Maigesetzen wieder stark eingeschränkt, Auswanderungswellen schwächten die jüdischen Gemeinden. Als Alexander III. 1894 den Juden in allen baltischen Regionen das Niederlassungsrecht gewährte, wichen viele Juden dem Druck in anderen russischen Provinzen und kamen nach Estland. In ihrer Zahl ersetzten etwa die diejenigen Juden, die ab Beginn der 1890er Jahre in die USA ausgewandert waren.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde Estland als freie Republik selbstständig, die Juden waren nun auch hier durch liberale Minderheitenrechte geschützt. Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs lebten etwa 4.500 Juden in Estland, die 0,4% der Gesamtbevölkerung stellten. Mit 2.200 Personen befand sich die größte jüdische Gemeinschaft in Tallinn. Als die Sowjetunion 1940 Estland besetzte, endete die jüdische Kulturautonomie, alle Vereine wurden verboten. Ein Teil der jüdischen Bevölkerung wurde zusammen mit der estnischen Elite nach Sibirien deportiert.

Nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 besetzten deutsche Truppen bereits wenige Wochen später auch Estland. Da Estland das für die Stoßkeile der Wehrmacht im Nordosten das am weitesten entfernte Land war, gelang wie Historiker schätzen rund 75% der jüdischen Bevölkerung Estlands die Flucht in die Sowjetunion oder nach Finnland. Die in Estland verbliebenen etwa tausend Juden wurden bis Ende 1941 ermordet. Durchgeführt wurden die Mordaktionen vom Sonderkommando 1a unter Martin Sandberger, das zur Einsatzgruppe A von Walter Stahlhecker gehörte. Zahlreiche estnische Kollaborateure unterstützten das grausige Treiben. So wurde im Januar 1942 auf der Wannseekonferenz Estland als „judenfrei“ gemeldet.
Die deutsche Verwaltung richtete in der Folge auf estnischem gebiet zahlreiche Konzentrations- und Arbeitslager ein wie die KZs Vaivara und Klooga und das „Arbeitslager“ Kalevi-Liiva ein. Ab dem Spätsommer 1942 wurden Juden aus ganz Europa als Arbeitskräfte nach Estland transportiert. Allein im Arbeitslager Kalevi-Liiva wurden Tausende direkt nach der Selektion am Bahnhof erschossen. Insgesamt schätzen Historiker, dass auf estnischem Boden im Holocaust rund 10.000 Juden aus allen Teilen Europas ermordet wurden. Von den im Land verbliebenen estnischen Juden überlebte weniger als ein Dutzend den Holocaust in Verstecken.
Nur wenige der vor den heranrückenden Deutschen geflohenen estnischen Juden kehrten in ihre Heimat zurück. Die Sowjetunion forcierte die Russifizierung Estlands und so kamen auch russische Juden in die Estnische SSR, die durch den propagierten Atheismus jüdische Traditionen kaum kannten und kaum leben konnten. Eine jüdische Gemeinde gab es nicht. Erst im März 1888 unter Gorbatschow änderte sich das und eine jüdische Kulturgesellschaft wurde in Tallinn gegründet.
Nach der Wiedererlangung der estnischen Unabhängigkeit im August 1991 stehen den jüdischen Organisationen heute alle Freiheiten zu.

Von den rund 250.000 bis 1939 im Baltikum lebenden Juden wurden mindestens 210.000 im Holocaust ermordet. Heute leben im ganzen Baltikum nicht viel mehr als 20.000 Juden. Den größten Teil von ihnen stellen zugewanderte jüdische Menschen aus Russland, so wird in den baltischen jüdischen Gemeinden heute überwiegend russisch gesprochen.