Das Seebad Jurmala

Ein Seebad mit großer Geschichte

Zar Nikolaus I. persönlich genehmigte 1838 den Bau der ersten Badeanstalt in Kemmern, aus der sehr schnell der Sommer-Erholungsort der Deutschbalten und bald auch des russischen Hochadels wurde. Bald wurde entlang der ganzen Strandküste überall gebaut. Jurmala wurde zur Zarenzeit Rigaer Strand genannt und ist eigentlich eine Ansammlung von etlichen Villenorten wie Ķemeri, Jaunķemeri, Sloka, Kauguri, Vaivari, Asari, Melluži, Pumpuri, Jaundubulti, Dubulti, Majori, Dzintari, Bulduri, Lielupe und Priedaine. Damals entstanden üppig verzierte Holzvillen im Stil der Bäderarchitektur mit großen verglasten Veranden. Bald kamen steinerne klassizistische Villen, und später Jugendstilvillen dazu. Kaum irgendwo gibt es eine solche Ansammlung erhaltener Bauten aus dieser Zeit: In Jurmala stehen noch über 4.000 historische Villen und stattliche Datschen, von denen 414 unter Denkmalschutz stehen.

Schon 1844 wurde eine Dampferverbindung von Riga aus geschaffen, mit der man stilvoll anreiste. Als 1877 die neu eingeweihte Straßenbahnlinie auch die Badeorte am Rigaer Strand erreichte, wurden die Strände breiteren Schichten zugänglich, der Badetourismus begann – Seeluft ist gesund hieß schon damals das Motto. Einen großen Anteil an der Entwicklung hatten die Baltendeutschen. Vor dem 1. Weltkrieg war unter den Baltendeutschen die Region um die Ortsteile Kemeri (Kemmern) und Bulduri (Bilderlingshof) der bevorzugte Sommersitz des Adels, der Großbürgertums und der Intellektuellen. Doch auch die Prominenz des russischen Zarenreichs, der Hochadel inklusive der Romanows verbrachte hier den Sommer. Dabei war Jurmala nicht nur ein Badeort am Meer, sondern auch ein Kurort mit schwefelhaltigen Quellen, die von den russisch- und deutschsprachigen Eliten des Zarenreichs gern genutzt wurden. In jedem Fall war Jurmala im Zarenreich ein glanzvoller Badeort. Noch heute liegt dieser Glanz als ein Hauch von Nostalgie über dem Badeort.

Zu einem einzigen großen Ort Jurmala wurden die Badeorte erst 1920, als Lettland souveräne Republik wurde und die Strandorte vor Riga zur Stadt "Rīgas Jūrmalas" (Strand von Riga) zusammengefasst wurden. Die selbstständige Stadt Jurmala entstand erst 1959 zu Zeiten der Sowjetunion. Damals wurden noch Sloka und Ķemeri eingemeindet. Zu sowjetischer Zeit war Jurmala ein beliebter Urlaubsort für die Nomenklatura der Sowjetunion und verbündeter Länder.

Lettlands Seebad Jurmala heute

Auch heute ist der Badeort bei den Geld- und Politik-Eliten des Baltikums und Russlands ein beliebter Urlaubsort und speziell für die Reichen und Schönen Rigas ein Wochenendparadies. Für sie und immer mehr auch für Urlauber aus dem Westen wurde eine ganze Reihe topmoderner Hotels gebaut. So ist die lettische Sommerhauptstadt Jurmala auch heute ein attraktives Urlaubsziel. Schicke Promenaden in den einzelnen Ortsteilen sind die Laufstege der Reichen und Schönen. Sie laden zum Flanieren und dazu in Straßencafés zu verweilen, kleine Lädchen bieten Souvenirs aller Art, Bernsteinläden präsentieren das Gold der Ostsee, Musik findet sich allenthalben ebenso wie der Trubel eines beliebten Seebads.

Wer lieber in die Natur möchte, ist in den Hochmooren des Kemeri-Nationalparks richtig. Familien werden den Waldpark von Dzintari schätzen wissen mit dem großen Kinder-Spielplatz, der Inlineskater-Bahn und einem Aussichtsturm, der den Aufstieg wirklich lohnt.

Viel Kultur wird geboten wie im Stadtmuseum, abends auf der Freilichtbühne und in der Konzerthalle. Sehenswert sind auch das Fischergehöft und das Freilichtmuseum Ragakapa (Horndüne) direkt an der Mündung der Flussmündung. In den Villenorten in den Dünenwäldern hingegen ist es ruhig. Und auch der Strand ist so lang und weit, dass hier jeder für sich sein kann und auch bei kilometerlangen Strandspaziergängen Ruhe und Erholung findet.